FIATADie FIATA und die ADSp bieten jeweils wichtige Standards für die Speditionsbranche, sind jedoch unterschiedlich ausgerichtet. Während die ADSp auf nationale und teilweise europäische Geschäfte abzielen, legt die FIATA ihren Fokus auf den internationalen Transport und multimodale Verkehre. Beide Regelwerke bieten klare Haftungsbegrenzungen und fördern die Rechtssicherheit, müssen jedoch ausdrücklich vereinbart werden, um wirksam zu sein. Der Einsatz von FIATA-Dokumenten erleichtert insbesondere den grenzüberschreitenden Handel und schafft weltweit anerkannte Standards. FIATA: Bedeutung, Rechte, Pflichten und Unterschiede zu den ADSpDie FIATA (International Federation of Freight Forwarders Associations) ist die weltweite Dachorganisation der Spediteure und Logistikdienstleister. Sie bietet einheitliche Standards und Dokumente für internationale Transport- und Speditionsgeschäfte an. Im Unterschied zu den ADSp, die vor allem in Deutschland gelten, sind die Regelwerke der FIATA auf den globalen Transport zugeschnitten.
1. Was ist die FIATA?1.1 Bedeutung der FIATA- Gegründet: 1926, Sitz in Genf.
- Ziel: Einheitliche Standards für die Speditions- und Logistikbranche weltweit zu schaffen.
- Mitglieder: Über 150 nationale Spediteurverbände und zahlreiche Einzelunternehmen.
1.2 Aufgaben der FIATA- Entwicklung von Standards und Dokumenten für den internationalen Transport.
- Vertretung der Interessen der Speditionsbranche bei internationalen Organisationen (z. B. WTO, ICC, UN).
- Förderung der Digitalisierung und Effizienz im globalen Handel.
2. Rechte und Pflichten im FIATA-Regelwerk2.1 Rechte und Pflichten des SpediteursPflichten: - Sorgfaltspflicht: Der Spediteur muss die Interessen seines Auftraggebers wahren und den Transport ordnungsgemäß organisieren.
- Dokumentation: Erstellung und Bereitstellung der erforderlichen FIATA-Dokumente.
- Auswahlpflicht: Sorgfältige Auswahl von Subunternehmern und Frachtführern.
Rechte: - Vergütungsanspruch: Anspruch auf die vereinbarte Provision oder Fracht.
- Pfandrecht: Recht auf Sicherung der Forderungen durch Zurückbehaltung der Güter.
2.2 Rechte und Pflichten des AuftraggebersPflichten: - Bereitstellung der Güter in transportfähigem Zustand.
- Zahlung der vereinbarten Vergütung und Auslagen.
- Bereitstellung von Informationen über besondere Eigenschaften der Güter (z. B. Gefahrgut).
Rechte: - Anspruch auf ordnungsgemäße Erbringung der Speditionsdienstleistung.
- Reklamationsrecht bei Pflichtverletzungen oder Schäden.
3. Besondere Bedeutung des internationalen Transports3.1 Einheitliche StandardsDie FIATA bietet standardisierte Dokumente und Regelungen, die international anerkannt sind. Dies ist besonders wichtig bei multimodalen Transporten, die verschiedene Länder und Verkehrsträger betreffen. 3.2 Wichtige FIATA-DokumenteFIATA Multimodal Transport Bill of Lading (FBL): - Wird für multimodale Transporte verwendet.
- Dokumentiert den Empfang der Ware und die Verpflichtung zur Lieferung.
- Ist ein handelbares Dokument und kann als Eigentumsnachweis genutzt werden.
FIATA Forwarding Instructions (FFI): - Standardisiertes Formular für Speditionsaufträge.
- Legt alle wesentlichen Vertragsbedingungen fest.
FIATA Warehouse Receipt (FWR): - Beleg für die Einlagerung von Gütern im Lager.
FIATA-SDD (Shippers Declaration for Dangerous Goods): - Dokument für den Transport von Gefahrgut gemäß internationalen Standards.
3.3 Haftung im internationalen Transport- Haftungsregelungen orientieren sich an internationalen Abkommen wie:
- CMR (Straßengüterverkehr).
- Montrealer Ãœbereinkommen (Luftfracht).
- Haager-Visby-Regeln (Seefracht).
- Haftung des Spediteurs ist in der Regel begrenzt, z. B. auf:
- 8,33 SZR/kg im Straßengüterverkehr.
- 19 SZR/kg im Luftfrachtverkehr.
4. Unterschiede zwischen FIATA und ADSpMerkmal | FIATA | ADSp (2017) |
---|
Geltungsbereich | Weltweit, international anerkannt. | Deutschland, freiwillige Anwendung national und international. | Zielgruppe | Internationale Speditionen und Logistikunternehmen. | Speditionen und Auftraggeber in Deutschland. | Dokumente | Einheitliche Dokumente (FBL, FFI, FWR). | Keine standardisierten Dokumente enthalten. | Haftungsregelung | Orientiert an internationalen Abkommen. | Haftung nach HGB, ADSp-eigene Begrenzungen. | Multimodaler Transport | Schwerpunkt auf multimodalen Transporten. | Multimodale Transporte berücksichtigt, jedoch begrenzt. | Rechtscharakter | Empfehlung, nicht gesetzlich verpflichtend. | Allgemeine Geschäftsbedingungen, gelten nur bei Vereinbarung. |
5. Beispiele aus der Praxis5.1 Einsatz von FIATA-DokumentenEin Container mit Maschinen wird von Deutschland über den Hafen von Rotterdam nach Singapur verschifft und anschließend per Lkw an den Endkunden geliefert. - FIATA Bill of Lading (FBL) dokumentiert den gesamten Transportweg.
- Haftungsregelungen: Auf der Seestrecke gelten die Haager-Visby-Regeln, auf der Landstrecke die CMR.
5.2 ADSp in nationalen GeschäftenEin Hersteller beauftragt einen deutschen Spediteur, Waren von Berlin nach München zu transportieren. - Der Vertrag verweist auf die ADSp.
- Bei Verlust der Ware haftet der Spediteur bis zu 8,33 SZR/kg gemäß § 23 ADSp.
|